Donnerstag, 9. Februar 2012

[Buchgespinst] Das Familientreffen von Anne Enright

Die Handlung dieses Buches ist eine einfache Sache. Veronica Hegarty steht unter Schock, denn ihr alkoholsüchtiger Bruder Liam ist gestorben. Er ist mit Steinen in den Hosentaschen ins Wasser gegangen. Doch seine Beerdigung vereinigt die verbliebenen Hegarty Kinder und Veronica findet sich inmitten ihrer ausschweifenden Geschwister wieder. Während all dessen sind eine Menge dunkler, melancholischer Beobachtung vergangener Zeiten in die Geschichte eingebunden, die bis zum Kennenlernen von Veronicas Großeltern Ada und Charly zurückreichen. Veronica kennt nur wenige Fakten dieses Kennenlernens, was sie jedoch nicht davon abhält sich jede Menge Gedanken darum zu machen und immer wieder ein paar ausgedachte Details zur Geschichte hinzuzufügen. Ihr scheinbar normales Leben, welches sich um ihren Mann und die Kinder dreht, entrückt ihr dabei mit jedem Gedanken. Veronica ist ruhelos, da ihres Bruders Geist und die Gründe für sein miserables Leben, die letztendlich zur Alkoholsucht führten, sie verfolgen. Schon bald dämmert ihr, dass sie den wahren Grund kennt, die Wahrheit über das was ihren Bruder die Flucht in den Alkohol suchen ließ. Aber würde das jetzt noch etwas ändern?

Das Familientreffen ist kein Buch mit einer vorantreibenden Handlung. Es geht vielmehr um das komplizierte Gefühlsleben der Protagonistin. Während ich las, wurde mir klar, dass die Handlung auch manchmal innen ist, was heißen soll, dass sie sich in einer Person abspielt, zum Beispiel ausgelöst durch den Verlust einer geliebten Person. Allerdings macht jene Art zu Schreiben viele von uns unwohl, zu viele Gefühle und nicht genug Handlung. Oftmals habe auch ich so empfunden während ich las.

Anne Enright hat eine einzigartige Stimme. Ich fand es bemerkenswert wie alles zum Leben erweckte, sobald Enright darüber schrieb. Und das ist der Grund weshalb dieses Buch nichts desto trotz kein Stück einfach ist. Es ist bestrebt die Essenz von Liebe und Tod zu analysieren, mit all seinen bestimmten Fürchten, Leiden und Freuden.

Das Buch ist unter dem Originaltitel The Gathering erschienen und hat im Jahr 2007 den Man Booker Prize gewonnen.

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